Die Pandemie an der Uni Bayreuth – Zwei Perspektiven

Die Pandemie an der Uni Bayreuth – Zwei Perspektiven

Studieren in Corona-Zeiten

Von Louise Schaub.

Der Campus ohne Studierende ist schon ein trauriger Anblick. Ein Streifzug durch die Gebäude schafft ein mulmiges Gefühl. Wo früher eine angenehme Ruhe herrschte, ist jetzt erdrückende Stille. Auch wenn es so scheint, ist die Welt aber nicht stehen geblieben.

Aber wo sind wir eigentlich hin? Wie auch überall sonst ist das Motto der Stunde „Home-Office“. Jetzt trifft man Kommilitonen*innen hauptsächlich in Zoom-Sitzungen und tauscht sich in Break-Out-Sessions über die aktuellen Inhalte der Vorlesungen und Übungsblattprobleme aus. Wenn der Hintergrund nicht gerade geblurrt, oder die Kamera ausgeschalten ist, kann man sogar einen Blick auf die Kinderzimmer im elterlichen Haus erhaschen. Ein aufregendes kleines Detail, welches eine willkommene Abwechslung bietet.

Für mich war das „Real Life“ Studium immer mit angeregten Diskussion in Seminarräumen verbunden. Mit Vorlesungen in Hörsälen mit knarzenden Stühlen und kreideverschmierten Tafeln. Mit Spaziergängen über den Campus, um Energie aufzutanken, bevor man sich dem nächsten Übungsblatt widmet. Das alles fehlt.

Dennoch fühlt man sich nicht allein gelassen. Egal, ob aufgezeichnete Vorlesung, oder digitale Live-Veranstaltung, es ist zwar anders, aber man merkt, wie viel Arbeit in die Konzeption von passenden digitalen Formaten geflossen ist. Neue Arten, um Wissen zu vermitteln wurden entdeckt und perfektioniert. Und wenn nicht grade die Internetverbindung einknickt, lässt es sich so durchaus gut studieren.

Aber werden wir nicht zu bequem! Wir sollten für unser nächstes Semester in Präsenz bereit sein. Zwar wird es ungewohnt sein, sich eine Hose anzuziehen, die keine Jogging-Hose ist, aber geht nicht nur die Audio-Qualität in den Online-Sitzungen verloren, sondern auch viel Zwischenmenschlichkeit.

Ich freue mich schon wieder, wenn ich in den Vorlesungen links und rechts neben mir in fragende Gesichter gucken darf, während ich mir überlege, wie ich meines bestmöglich verstecken kann und wir dennoch von der Euphorie der Dozent*innen angesteckt werden. Auf die gemeinsame Freude, wenn eine knifflige Aufgabe endlich gelöst ist.

Auf das Leben an Deutschlands schönster Campus-Uni.

Die Sicht eines Doktoranden

Von Markus Klar.

Im März 2020 hat die COVID-19 Pandemie das Leben aller Menschen stark verändert – so auch das Leben der wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen an der Uni Bayreuth. Sowohl in der Forschung als auch in der Lehre musste sich einiges ändern. Wie genau diese Veränderungen aussahen, musste jeder Lehrstuhl für sich selbst ausmachen. In den ersten Wochen galt daher: viel Ungewissheit, Unsicherheit und zum Teil Unfähigkeit, mit der Situation umzugehen. Doch die meisten Wissenschaftler*innen wussten sich schnell zu helfen.

Dank digitaler Tools, aufgezeichneten Vorlesungen aus dem Vorjahr und zum Teil etwas Kreativität wurde schnell ein digitales Semester mit Onlinelehre möglich. Diese Umstellung bedeutete jedoch gerade zu Beginn einen nicht unerheblichen Mehraufwand. Die Organisation und Bewerbung von Veranstaltungen allein über das eLearning Portal, die (korrekte) Nutzung von Videokonferenzsoftware sowie das Einbinden neuer digitaler Werkzeuge sorgte bei Manchen für einige graue Haare. Doch eröffneten die Umstände auch neue Möglichkeiten, wie beispielsweise die Nutzung von kollaborativen Online-Whiteboards. Auch wenn die Lehre so technisch ohne größere Einbußen umsetzbar wurde, verlor sie doch einen entscheidenden Faktor, der gerade an unserer Fakultät einen hohen Stellenwert besitzt: die Persönlichkeit.

Sobald man zum ersten Mal in einer Übung oder Vorlesung in seinen Bildschirm starrt, der bis auf ein paar schwarzen Kästchen mit weißen Namen darin brach liegt, wird einem dieser erschreckende Verlust klar. Hinzukommt die zum Teil komplett fehlende Reaktion von Teilnehmer*innen auf Fragen, was einen als Dozent darüber grübeln lässt, ob überhaupt jemand anwesend ist oder ob die eine Hälfte noch im Bett liegt und die andere Hälfte gerade parallel die Vorlesungen der vergangenen zwei Wochen nachholt. Auch wenn sich in Präsenzveranstaltungen die Teilnahme der Studierenden oft ebenfalls in Grenzen hielt, so war es dort doch immerhin noch möglich, zu erkennen, wenn die Anwesenden keine Ahnung haben. So konnte man wenigstens angemessen darauf reagieren und zum Beispiel das eben Gesagte noch einmal wiederholen. Doch im vergangen Jahr blieb das erste und einzige Mal, dass man Studierende zu Gesicht bekam, die Prüfung – die bei uns, um die Abstandsregelungen einzuhalten, in der Sporthalle oder Oberfrankenhalle stattfand.

Aber auch das Forschen musste an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. An meinem Informatiklehrstuhl wirkte sich das wie folgt aus: Statt wöchentlichen Lehrstuhlmeetings, ab und an gesonderten Paper-Besprechungen und gelegentlichen Gesprächen im Gang, galt nun Homeoffice, tägliche Lehrstuhl- bzw. Paper-Zoommeetings und Chats über unsere eigene Mattermost Plattform. Gerade weil sich am Arbeiten am Computer nicht viel mehr änderte, als der Schreibtisch und die Wände um einen herum, könnte man meinen, dass es kaum Schwierigkeiten bei der Umstellung gab. Doch schon nach einigen Wochen fehlte etwas. Die kurze Diskussion im Türrahmen, das zwanglose Gespräch mit Kollegen auf dem Gang oder vor der Kaffeemaschine, der vertraute Weg zum gemeinsamen Mensaessen oder gelegentlich stattfindende Veranstaltungen am Campus –  gerade also die Kleinigkeiten, die das Arbeiten an der Universität angenehm machten – fielen weg. Darunter litt nicht nur die Motivation, an der eigenen Dissertation zu arbeiten, sondern auch die allgemeine Gemütslage. Die Beschäftigung mit dem eigenen Wohlbefinden während des Lockdowns nahm einige Zeit und Kraft in Anspruch. Für mich war ein Weg, mit dieser Situation umzugehen, Struktur in meinen Alltag zu bringen. Auch der gelegentliche Ortswechsel vom heimischen Arbeitszimmer in das (leere) Büro in der Uni half mir dabei, den Verstand zu behalten.

Fast eineinhalb Jahre haben wir mit der Umstellung zu kämpfen. Doch vielleicht haben wir diese Herausforderung bald hinter uns gebracht. Spätestens das Klacken der Bierkrüge in den Biergärten lässt jedoch Hoffnung sprießen.